…eigentlich schon. Denn man suggeriert ständig, wie genetisch überlegen der reinrassige Durchschnittsdeutsche doch gegenüber den niederen Migranten (inklusive deren Kindern und Enkelkindern) ist, die allesamt remigriert werden sollten, damit hier im Land mal wieder der schön wage formulierte Begriff ‚Ordnung‘ herrscht. Gefühlt gehört man erst wirklich dazu, wenn man mindestens zwölf Generationen im lokalen Friedhof liegen hat, ein Standard, dem wohl die wenigsten Urgermanen gerecht werden (erst recht nicht die mit Wohnsitz im Ausland).
Das Thema Rassissmus ist extrem komplex, am Ende aber eine menschlichen Verhaltensweise, die so alt ist wie die ersten Grunz- und Würgelaute. Was bzw. wen ich nicht kenne behandle ich erstmal mit Vorsicht, und wenn er, sie oder es ausreichend anders sind, kommt es mir erstmal komisch vor und ich nehme Abstand. Im schlimmsten Fall empfinde ich eine Bedrohung, und suche Schutz in meiner wie auch immer definierten Gruppe. In homöopathischen Mengen, und moderiert durch positive Erfahrungen mit ‚den Anderen’, eine stabile Umgebung sowie etwas weltoffene Bildung, ist das auch ganz normal und nicht wirklich schlimm, solange man den oder die Anderen noch als vollständige Menschen sieht und ihnen nicht ihre Menschenrechte oder gleich die Existenz abspricht. Ob man dazu in der Lage ist hängt von vielen Dingen ab, und Manipulation von außen hat an der Stelle einen großen Einfluß.
Und darin liegt das Problem: Schaukeln wir uns gegenseitig ausreichend hoch, können wir noch viel weiter gehen. Dann wird der Reflex schnell zur Ideologie, welche in Extremfällen bis zum Völkermord führen kann, wie sich immer wieder zeigt. Mit Geheimkonferenzen und Remigrationsgelaber werden schon erste gezielte Schritt in diese Richtung gemacht.
Ganz so weit sind wir zum Glück noch nicht wieder, aber dass die Rechtspopulisten den oben genannten evolutionären Schutzmechanismus schamlos ausnutzten und pausenlos gegen nicht-deutschstämmige mit oder ohne deutschen Pass Stimmung machen, ist einmal wieder reine Masche, um Menschen gegeneinander aufzuwiegeln und zu spalten.
Nicht jeder rechte Wähler ist gleich ein Rassist, es gibt wie man sieht viele Gründe, warum man den leeren Versprechen auf positive Veränderung glaubt und dadurch die verwerflichen Aspekte des Parteiprogramms entweder ausblendet oder akzeptiert. Aber wenn man den eklatant instrumentalisierten Rassismus, der hier an den Tag gelegt wird, toleriert, wirkt man dadurch genau der Integration entgegen, die angeblich so sehr fehlt im Land.
Sich auf seine eigene genetische, geographische oder kulturelle Überlegenheit zu berufen hilft in keinster Weise, Probleme mit Kriminalität, Ausgrenzung, und Integrationsmangel zu lösen. Sie sind nicht durch Herkunftsland oder ‚Rasse‘ gegeben, sondern Symptome einer Klassengesellschaft ohne Perspektiven und Möglichkeiten für bestimmte Gruppen, für die die gesellschaftlichen Hürden in vielerlei Hinsicht höher sind als für die Eingeborenen. Von denen übrigens viele genauso unter dem herrschenden ökonomischen Kastensystem leiden, und perspektivlos Dinge tun, die nicht dem Wohl der Gesellschaft dienen.
Für den Fall, dass diese Schieflage anderen schadet haben wir Gesetze, die das weitere Vorgehen regeln. Dass diese in einem Rechtsstaat ordentlich kalibriert und fair angewandt werden müssen ist eine andere Diskussion, bei der aber unter vernünftigen Menschen recht schnell allgemeine Zustimmung herrschen sollte.
Wir sind alle integraler Bestandteil unserer Gesellschaft, und eine signifikanten Anteil davon einfach rausschmeißen zu wollen ist typisch:
Eine auf den ersten Blick für einige attraktive, emotional befriedigende Scheinlösung, die sich aber sehr schnell als sinnlos, schamlos, und perspektivlos entpuppt.